Uranhexafluorid auf brennendem Atomfrachter Atlantic Cartier in Hamburg:
War das Uranhexafluorid für Gronau oder Lingen bestimmt?
Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände befürchten, dass die neun
Tonnen Uranhexafluorid, die der brennende Atomfrachter Atlantic Cartier am
1. Mai im Hamburger Hafen an Bord hatte, für die Urananreicherungsanlage
Gronau oder die Brennelemente Fabrik Lingen bestimmt waren. Nur diese beiden
Atomfirmen gehen in Deutschland mit Uranhexafluorid um. In diesem
Zusammenhang sind die Initiativen und Verbände bestürzt über die
Verschleierungstaktik des Hamburger Senats in Zusammenhang mit dem schweren
Brand am 1. Mai. In ersten Berichten war nur davon die Rede, dass sich an
Bord Autos und Gefahrgüter befanden hatten, die nicht näher benannt wurden.
„Doch nun waren nach Angaben des Senats in Hamburg u. a. rund 9 Tonnen
hochgefährliches Uranhexafluorid, sowie Munitionsmaterial an Bord. Es ist
empörend, dass solche Stoffe zusammen transportiert werden und dass die
Öffentlichkeit über die extrem gefährliche Situation auch im Nachhinein
nicht informiert wurde“, so Udo Buchholz vom Vorstand des Bundesverbandes
Bürgerinitiativen Umweltschutz. Die Hamburger Innenbehörde muss jetzt die
Absender und Empfänger der radioaktiven Fracht rückhaltlos auf den Tisch
legen, damit die Öffentlichkeit ein vollständiges Bild von der
Beinahe-Katastrophe erhält.
Das Bündnis aus Initiativen und Verbänden betont, dass es dem engagierten
Einsatz der Feuerwehr zu verdanken ist, dass es in Hamburg zu keiner
Katastrophe gekommen ist. Die Löscharbeiten zogen sich über 15 Stunden hin
und rund 300 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Glücklicherweise konnten die
Feuerwehrleute die Nuklearfracht rechtzeitig von dem brennenden Schiff
bergen. Wäre es zu Freisetzungen von Uranhexafluorid gekommen, hätte das
Material nicht mit Wasser in Verbindung kommen dürfen. Uranhexafluorid und
Wasser reagieren zur hochgefährlichen Flusssäure. Die Feuerwehr hat sich im
Rahmen ihrer Möglichkeiten vorbildlich verhalten. Sie konnte aber nicht
optimal reagieren da sie nicht mit CO2-Löschmittel in ausreichender Menge
ausgerüstet war und deshalb zuerst eine Teilentladung des Schiffes vornehmen
musste. Das zeigt, dass eine Gefährdung durch Urantransporte überall an den
Transportstrecken besteht. Und überall werden die Rettungskräfte das selbe
Problem haben: Sie sind nicht informiert über anstehende Urantransporte und
sind nicht entsprechend ausgestattet. Das Verhalten der Verantwortlichen ist
alles andere als vorbildlich, da sie es nicht nötig hatten die Bevölkerung
über die bestandene Gefahr zu informieren. Aus Sicherheitsgründen hätte das
Umfeld des brennenden Schiffs weiträumig evakuiert werden müssen. „Dieser
Vorfall zeigt mal wieder deutlich: Atomkraft ist unbeherrschbar. Das gilt
eben nicht nur für den Betrieb von AKWs, sondern für die gesamte
Produktions- und Abfallkette dieser Hochrisikotechnologie“, so Claudia
Baitinger, die stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises Atom des BUND
NRW.
Die Anti-Atomkraft-Bewegung kritisiert, dass der Betrieb der Brennelemente
Fabrik Lingen und der Urananreicherungsanlage Gronau durch die damit
verbundenen Atomtransporte auch an weit entfernten Orten ein großes
Gefährdungspotenzial darstellen können. Dennoch sind die Uranfabriken in
Lingen und Gronau (bislang) vom sogenannten Atomausstieg ausgenommen. In der
Urananreicherungsanlage in Gronau und in der Brennelementefabrik in Lingen
wird weiterhin Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken vorbereitet und
weltweit vermarktet. Dies ist mit vielen weiteren verborgenen Transporten
mit LKW, Sonderzügen und mit Schiffen verbunden.
Die Anti-Atomkraft-Bewegung fordert deshalb die sofortige Stilllegung dieser
Atomanlagen und die Entwidmung aller Häfen für den Umschlag von radioaktiven
Stoffen.
Weitere Informationen: www.urantransport.de,
www.antiatomgruppe-osnabrueck.de, www.aku-gronau.de, www.bbu-online.de,
www.bund-nrw.de, www.nadir.org/nadir/initiativ/sand,